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Eine prägende Persönlichkeit, die Standards in der Nephrologie gesetzt hat

Zum Ausscheiden von Prof. Dr. Werner Riegel

Am 1. Dezember 2023 endete für die Deutsche Nierenstiftung eine Ära – der langjährige Vorsitzende Prof. Dr. Werner Riegel scheidet auf eigenen Wunsch aus dem Vorstand aus. Fast 17 Jahre lang hat er die Geschicke der Stiftung geprägt und sie mit seinem Engagement als Impulsgeberin für Nierengesundheit etabliert.

Als Prof. Dr. Werner Riegel den Vorsitz der Deutschen Nierenstiftung am 1. April 2007 übernahm, hatte er eine klare Mission: Die Bedeutung der Nieren den Menschen näher zu bringen. Doch die finanziellen Mittel und die öffentliche Wahrnehmung der Stiftung waren damals noch sehr begrenzt. Bei seinem Ausscheiden hinterlässt er eine unabhängige Organisation und prägende Impulsgeberin für Nierengesundheit. Heute ist die Stiftung ein Social Business mit einer enormen Reichweite und großer Bedeutung.
Seine Arbeit stellte Prof. Riegel unter das Motto „Forschung fördern – Öffentlichkeit informieren – Betroffenen helfen“. Er achtete darauf, dass diese drei Ziele stets angemessen vertreten und dennoch die aktuellen Entwicklungen berücksichtigt wurden.

Forschung fördern
Die Initiatalförderung von jungen Forscherinnen und Forschern war Prof. Riegel – ganz im Sinne des Initiators und Stifters Prof. van der Woude – ein großes Anliegen. Insgesamt 1,42 Millionen Euro konnten in knapp 10 Jahren ausgeschüttet werden und bildeten für viele Kolleginnen und Kollegen die Grundlage für ihre Forschung. Nachdem die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie (DGfN) diese Arbeit übernommen und weitergeführt hat, konzentrierte sich die Deutsche Nierenstiftung verstärkt auf den Transfer der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Komplexe medizinische Zusammenhänge einfach und verständlich für Betroffene darzustellen – dafür ist die Stiftung vielfach gelobt worden.

Öffentlichkeit informieren
In seiner Verantwortung wurde die Informations- und Aufklärungsarbeit zu einem besonderen Merkmal der Deutschen Nierenstiftung.

  • „Die rote Säule“ wurde 2008 entwickelt und immer wieder öffentlich sichtbar gemacht – die Litfaßsäule zeigt als Symbol eindrucksvoll, wie viel Blut die Nieren pro Tag filtern.
  • Die Informationsbroschüren wurden konsequent erweitert, so dass inzwischen zu 25 verschiedenen Themen leicht verständliche Informationen zu verschiedenen Themen rund um die Nieren zum Download und zur Bestellung per Post kostenfrei zur Verfügung stehen.
  • Riegel hat seit 2013 konsequent auf die Möglichkeiten des Internets gesetzt – mehr als 500.000 Menschen informieren sich jährlich auf der Website der Deutschen Nierenstiftung. Sie ist damit die reichweitenstärkste deutschsprachige Website zu Nierenerkrankungen und Nierengesundheit.
  • Weitere Beispiele sind die Einführung der Nierenwochen im März, die Awarenesskampagne „ZWEIfürZWEI“ zur Identifikation Betroffener oder auch die mediale Zusammenarbeit mit dem Focus oder der Apotheken-Umschau.

Ergänzt wurden diese Aktivitäten durch viele Vorträge und Veranstaltungen der Deutschen Nierenstiftung, Kooperationen mit Krankenkassen, Verbänden des Gesundheitswesens und der Fachgesellschaft. Dabei setzte Prof. Riegel schon früh auf Kontakte zu Politik und Prominenten. Brigitte Zypries war als Wirtschaftministerin im Vorstand, Senta Berger war lange als Schirmherrrin aktiv, Anke Sevenich engagierte sich immer wieder. Und Hans-Joachim Heist ist heute noch im Stiftungsrat und als Botschafter neben vielen anderen tätig.

Betroffenen helfen
Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren auch diejenigen nicht vergessen, die durch ihre Krankheit in wirtschaftliche Nöte kamen – so konnte die Stiftung dank eines Sozialfonds dort unbürokratisch helfen, wo die Not groß war. Mit der Aktion Kinderwünsche stellte die Deutsche Nierenstiftung die Kinder bzw. Geschwister von chronisch Erkrankten in den Mittelpunkt und ermöglichte Herzenswünsche dieser „Schattenkinder“ zu erfüllen.

Bessere Versorgung der Betroffenen – Fit für Dialyse und Nierenstark
Ein besonderes Anliegen war es Prof. Riegel stets, die Versorgung der Betroffenen zu verbessern. Mit „Fit für Dialyse“ wurden schon früh unter dem Dach der Deutschen Nierenstiftung Patientenschulungen angeboten. Ein weiterer Meilenstein war 2013 die Einführung von „Nierenstark“ als Begriff und Programm. Erstmals wurde der Fokus auf Prävention und Früherkennung gelenkt, ebenso die Chronische Nierenerkrankung (CKD) als unbekannte Volkskrankheit bei Krankenkassen und in der Öffentlichkeit platziert. Daneben setzte er sich für eine ganzheitliche Sichtweise der Nierenerkrankungen ein und suchte die Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsstiftungen.

Von einer Gesundheitsstiftung zu einem modernen Social Business
Doch auch die „nichtmedizinischen“ Themen mussten und konnten bewältigt werden . So wurden die rechtlichen und steuerrechtlichen Rahmenbedingungen gerade für eine Stiftung im Gesundheitsbereich in den vergangenen Jahren immer enger. Datenschutz, Compliance-Richtlinien, Markenrecht, IT-Sicherheit, Gemeinnützigkeits- und Steuerrecht – auch mit dieser für einen Mediziner untypischen Arbeitsbereichen hat sich Prof. Riegel auseinandergesetzt. Er zog dazu in Vorstand und Stiftungsrat Expertinnen und Experten hinzu. Heute ist die Deutsche Nierenstiftung wie ein modernes Social Business aufgestellt.

Ein engagierter Sammler
Für all diese Aktivitäten brauchte die Deutsche Nierenstiftung Mittel – viel Geld. Prof.Riegel hat für die Stiftung bei Unternehmen, Krankenkassen, Partnern und Privatpersonen sehr erfolgreich um Unterstützung geworben. Neben den rund 1,4 Millionen Euro für die Forschungsförderung sammelte die Stiftung und der dazugehörige Förderverein rund 1,5 Millionen Euro an Spenden und Vermächtnissen. Und er fand immer wieder Wege für die Finanzierung der Informations- und Aufklärungsarbeit.

Aus vielen Gesprächen wissen wir, dass Prof. Riegel stolz zurück auf das Geleistete schaut – und das mit Recht. Er hat neue Standards in der Nephrologie gesetzt und eine moderne, leistungsfähige Stiftung gestaltet. Im Namen aller Kolleginnen und Kollegen im Vorstand und Stiftungsrat danke ich Prof. Dr. Werner Riegel für seinen unermüdlichen Einsatz. Wir können und werden auf seiner Arbeit aufbauen, so dass die Stiftung auch in Zukunft eine prägende Rolle spielen wird.

Prof. Dr. Bernd Krüger, Vorsitzender des Vorstands der Deutschen Nierenstiftung

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