Eine Organtransplantation ist für viele Patientinnen und Patienten eine lebensrettende Maßnahme. Dialysepatientinnen und Dialysepatienten profitieren nach einer Nierentransplantation von einer wesentlich höheren Lebensqualität. Doch eine Transplantation bedeutet auch, lebenslang notwendige Medikamente zum Schutz des neuen Organs einzunehmen.
Wie reagiert der Körper auf ein transplantiertes Organ?
Empfängerinnen und Empfänger sowie Spenderinnen und Spender eines Organs haben unterschiedliche Gewebe- und Blutgruppenmerkmale. Deshalb wird das neue Organ vom Körper der Empfängerin bzw. des Empfängers als fremd erkannt. Das Abwehrsystem versucht, den Körper vor Krankheiten zu schützen und stößt das fremde Gewebe ab. Diese Abstoßungsreaktion des Immunsystems kann man mit Medikamenten unterdrücken. Der Vorgang wird als Immunsuppression bezeichnet. Die Medikamente, die das körpereigene Abwehrsystem unterdrücken und so das transplantierte Organ erhalten, nennt man Immunsuppressiva.
Wie läuft eine Immunreaktion ab?
Eine zentrale Aufgabe bei der Immunabwehr übernehmen die Lymphozyten. Sie sind Bestandteile des Blutes und gehören zu den sogenannten weißen Blutkörperchen. Ihre Hauptaufgabe ist die Erkennung von Fremdkörpern wie Bakterien und Viren, damit diese vom Körper abgewehrt werden können. Die Lymphozyten lernen im Laufe unserer Entwicklung, welche Stoffe zu unserem Körper gehören und welche als fremd anzusehen sind. Ihre Lebensdauer kann von ein paar Stunden bis zu mehreren Jahren oder sogar lebenslang betragen. Es gibt drei unterschiedliche Arten von Lymphozyten, die B-Zellen, die T-Zellen und die NK-Zellen (natürliche Killerzellen). Ihre Aufgabe erfüllen die Lymphozyten auf verschiedene Weise. Sie setzen beispielsweise Botenstoffe (Zytokine) frei, die andere Zellen dazu bringen, potentielle Gefahren wie Bakterien und Viren zu bekämpfen. Darüber hinaus produzieren sie Antikörper, die Angreifer als fremd markieren, und zerstören infizierte Zellen. Das Immunsystem kann in der gleichen Weise auf das fremde Gewebe des transplantierten Organs reagieren, wie auf Krankheitserreger: Die T-Zellen schütten Botenstoffe aus, die den anderen Immunzellen signalisieren, die körperfremden Zellen zu bekämpfen.
Wann kommt es zu einer Abstoßungsreaktion?
Die Gefahr einer akuten Abstoßung ist in den ersten Tagen und Wochen nach der Operation am größten. Doch auch danach kann es zu einer chronischen Abstoßung kommen. Sie führt schleichend zu einem Funktionsverlust des Organs.
Wann braucht man Immunsuppressiva?
- Nach einer Organtransplantation, um die Abstoßungsreaktion zu verhindern.
- Bei Erkrankungen, bei denen eine Störung des eigenen Immunsystems vorliegt. Diese sogenannten Autoimmunerkrankungen können die Haut (z.B. Psoriasis bzw. Dermatitis), die Gelenke (z.B. rheumatoide Arthritis) oder die Niere (z.B. Morbus Wegener) betreffen.