Harnwegsinfekte kommen – neben Infekten der Atemwege – am häufigsten vor. Dabei können sämtliche Abschnitte der Harnwege von der Entzündung betroffen sein: Die Harnröhre, über die der Urin den Körper verlässt, die Blase und der Harnleiter bis hin zu den Nieren.
Welche Arten von Harnwegsinfekten gibt es?
- Harnröhrenentzündung (Urethritis): Die Entzündung beschränkt sich auf die vorderen Abschnitte der Harnröhre. Die Symptome sind in vielen Fällen nur schwach ausgeprägt und kaum spürbar: gesteigerter Harndrang, Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen u.a.
- Blasenentzündung (Cystitis): Entzündung der Harnblase durch Eindringen von Keimen. Symptome sind unter anderem: auffallend häufiger Harndrang, Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen, Schmerzen im Unterleib oder Blut im Urin.
- Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis): Nierenbecken und Nierenbindegewebe sind durch das Eindringen von Bakterien entzündet. Sind die Nieren in Mitleidenschaft gezogen, ist die Erkrankung viel gefährlicher und muss in jedem Fall intensiver und länger als die Infekte der unteren Harnwege behandelt werden.
Wiederkehrende Harnwegsinfekte
Besonders Frauen sind von Harnwegsinfektionen betroffen. Bei ca. 25 % der Frauen sind es wiederkehrende Infektionen, wobei Frauen über 50 Jahren am stärksten betroffen sind. Risikofaktoren bei Mädchen und jungen Frauen:
- Häufigkeit der Sexualkontakte, besonders neue Sexualpartner
- Benutzung von Diaphragma und Spermiziden
- Östrogenmangel oder -überschuss
- Antibiotikagebrauch
- Harnwegsinfektionen vor dem 15. Lebensjahr
- Mutter mit Harnwegsinfektionen
- Risikofaktoren bei Frauen in und nach den Wechseljahren:
- Veränderungen der vaginalen Mikroflora durch Östrogenmangel
- Unzureichende Blasenentleerung auf Grund schwacher Beckenmuskulatur
Leidet jemand häufig an Blasen- und vor allem Nierenbeckenentzündungen, so kann das auch ein Hinweis auf eine Fehlbildung der Harnwege sein. Dadurch werden Entzündungen begünstigt. Das gilt insbesondere für Männer, die normalerweise durch die viel längere Harnröhre relativ gut vor einem Harnwegsinfekt geschützt sind. Eine Ursache (z. B. eine vergrößerte Prostata) lässt sich häufig bei der urologischen Untersuchung finden. Diese sollte dann behoben werden, um erneuten Infektionen vorzubeugen.
Behandlung von Harnwegsinfekten
Zunächst helfen viel Trinken, häufige Blasenentleerung und eine Wärmflasche auf dem Unterbauch. So früh wie möglich – spätestens aber bei Auftreten von Symptomen wie Fieber, Flanken- oder Rückenschmerzen – sollte ein Arzt aufgesucht werden. Er wird anhand von Befragung und Untersuchung feststellen können, ob es sich um eine komplizierte oder unkomplizierte Entzündung handelt.
Bei einer einfachen Blasenentzündung genügt meist eine kurze Therapie mit einem Antibiotikum für drei Tage. Das Risiko für eine Schädigung der Niere ist dabei normalerweise gering. Bei Diabetikerinnen und Diabetikern sollten Blasenentzündungen allerdings immer gründlich behandelt werden, da die Komplikationsgefahr höher und die Blutzuckereinstellung schwieriger ist.
Bei komplizierten Entzündungen mit Beteiligung des Nierenbeckens dauert die Therapie meist bis zu zehn Tage. Häufig ist sicherheitshalber die Einweisung in ein Krankenhaus angezeigt.