Die Chronische Nierenerkrankung (CKD) zählt zu den häufigsten Gesundheitsproblemen in Deutschland – und die Zahl der Betroffenen steigt rapide. Neue Studien zeigen nicht nur das wahre Ausmaß dieser Erkrankung, sondern auch gravierende Versorgungslücken, die die Behandlung erschweren. Besonders betroffen sind ältere Menschen und Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen. Lesen Sie, warum frühzeitige Diagnosen und spezialisierte Betreuung so entscheidend sind.
Eine neue Studie des Zentralinstituts kassenärztliche Versorgung liefert besorgniserregende Erkenntnisse zur chronischen Nierenerkrankung (CKD) in Deutschland. Zwischen 2013 und 2022 stieg die Zahl der diagnostizierten Fälle um über 60 %. Im Jahr 2022 waren etwa 7 % der gesetzlich Versicherten über 40 Jahren betroffen – vor allem in den fortgeschrittenen Stadien 3 bis 5. Gleichzeitig blieb die Zahl der dialysepflichtigen Patient:innen stabil. Auffällig ist, dass in Ostdeutschland höhere Erkrankungsraten verzeichnet wurden, was vermutlich auf regionale Risikofaktoren wie Diabetes und Bluthochdruck zurückzuführen ist.
Besonders alarmierend: Über zwei Drittel der Betroffenen leiden zusätzlich an mindestens drei weiteren chronischen Erkrankungen, häufig Herzinsuffizienz oder anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Je stärker die Nierenfunktion eingeschränkt ist, desto größer ist auch die Belastung durch diese Begleiterkrankungen.
Was ist CKD?
CKD (Chronic Kidney Disease) bezeichnet chronische Nierenerkrankungen. Typisch sind:
• Langsame Verschlechterung der Nierenfunktion: CKD führt über Jahre hinweg zu einer kontinuierlichen Abnahme der Nierenfunktion.
• Ursachen: Häufige Ursachen sind Diabetes, Bluthochdruck und genetische Faktoren.
• Symptome: Oft zunächst symptomfrei, später Müdigkeit, Schwellungen, Bluthochdruck und Harnveränderungen.
• Klassifikation: In fünf Stadien unterteilt, basierend auf der glomerulären Filtrationsrate (GFR).
• Behandlung: Ziel ist die Verzögerung des Fortschreitens durch Kontrolle der Grunderkrankungen und gegebenenfalls Dialyse oder Nierentransplantation in fortgeschrittenen Stadien.
Versorgungsdefizite bei chronischer Nierenerkrankung: Was Betroffene wissen sollten
Durch die Zusammenarbeit einer Forschergruppe des Universitätsklinikums Kiel und dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung wurde deutlich, dass in Deutschland viele Menschen mit einer fortgeschrittenen chronischen Nierenerkrankung (CKD) nicht die notwendige Fachbetreuung erhalten. Besonders alarmierend: Nur zwei von drei Patient:innen im Stadium 3 bis 5 werden von einem Nephrologen oder einer Nephrologin betreut. Dies betrifft vor allem ältere Frauen und Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen, die häufig nicht ausreichend versorgt sind.
Dieser Mangel an Betreuung steht im Widerspruch zu internationalen Leitlinien, wie den KDIGO-Empfehlungen, die eine intensive Überwachung und frühzeitige Behandlung empfehlen, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Fehlt diese fachliche Unterstützung, kann sich die Erkrankung schneller verschlechtern und auch die Belastung durch Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme erhöhen. Daher ist es umso wichtiger, auf eine gute und frühzeitige medizinische Betreuung zu bestehen.
Folgenschwere Versorgungslücken: Eine wachsende Belastung für das Gesundheitssystem
Die chronische Nierenerkrankung (CKD) stellt aufgrund der steigenden Zahl an Betroffenen, der Vielzahl an Begleiterkrankungen und der bestehenden Versorgungslücken eine immer größere Belastung für das deutsche Gesundheitssystem dar. Diese Herausforderungen könnten nicht nur das Gesundheitssystem zusätzlich belasten, sondern auch zu einer schlechteren Lebensqualität der Patient:innen führen und das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen erhöhen. Eine verbesserte Betreuung und frühzeitige Behandlung sind daher unerlässlich, um die Auswirkungen auf die Patienten und das System zu mildern.
Was Sie als Betroffene tun können
Betroffene der chronischen Nierenerkrankung (CKD) sollten aktiv auf ihre Versorgung achten, um den bestehenden Lücken entgegenzuwirken. Ein wichtiger Schritt ist, sich vorsorglich um eine regelmäßige Fachbetreuung durch einen Nephrologen zu kümmern, auch wenn die Krankheit keine akuten Beschwerden verursacht. Das Einfordern von mehr Betreuung, besonders bei fortgeschrittenen Stadien, kann helfen, der Unterversorgung entgegenzuwirken. Darüber hinaus ist es sinnvoll, sich über die Erkrankung zu informieren, um bei der Behandlung mitentscheiden zu können und gegebenenfalls eine Zweitmeinung einzuholen, wenn die Versorgung nicht ausreichend erscheint. Indem Betroffene aktiv in die Gestaltung ihrer Behandlung einbezogen werden, können sie dazu beitragen, die Versorgungslücken zu schließen.
Unterstützen Sie die Aufklärung über chronische Nierenerkrankungen!
Die Deutsche Nierenstiftung setzt sich intensiv für die Aufklärung und Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Nierenerkrankungen ein. Helfen Sie uns, das Bewusstsein zu schärfen und Versorgungslücken zu schließen. Ihre Spende unterstützt wichtige Aufklärungsarbeit und hilft, Betroffene besser zu versorgen.